· 

Weiterbildung als Schlüssel für soziale Nachhaltigkeit im New Work

Fachgespräch New Work am 10. März 2022 an der TH Aschaffenburg

Ein Beitrag von Lucia Wenderoth und Heike Spielberger

Seit einigen Jahren setzt sich mainproject mit der Gestaltung der neuen Arbeitswelt auseinander. An der TH Aschaffenburg wird das Konzept einer neuen „Digitalen Konzertierten Aktion“ intensiv verfolgt. Am 10. März 2022 fand dazu ein weiteres – virtuelles – Fachgespräch statt. An diesem nahmen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite Percy Scheidler (IGM), Björn Wortmann (DGB), Marcus Schuck (KAB), Lucia Falkenberg (eco Verband der Internetwirtschaft) und Beatrice Brenner (BVMW) teil. Aus der Politik waren Judith Gerlach, MdL (CSU, Staatsministerin für Digitales), Peter Aumer (CSU, Bundestagsabgeordneter), Helmut Kaltenhauser, MdL (FDP, Sprecher für Digitalisierung) und Bernd Rützel, MdB (SPD, Vorsitzender Ausschuss Arbeit und Soziales) vertreten. 

 

Die „soziale Nachhaltigkeit“ spielt in den Unternehmen eine bedeutende Rolle. Sie adressiert die personelle Weiterentwicklung und damit letztendlich eine erfolgreiche Zukunft der Betriebe. Aber wie sind die Interessenlagen in Bezug auf dieses Thema seitens der Politik, der Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden? Wie und auf welche Weise kann eine nachhaltige soziale Weiterbildung als fester Bestandteil von Unternehmen integriert werden? Und: Welche Vernetzungen des regionalen Wissenstransfers und der Weiterbildung gibt es bereits? Diese Fragen bildeten den Ausgangspunkt der Diskussion, welche die Hochschulpräsidentin Prof. Dr. Eva-Maria Beck-Meuth in ihrer Begrüßungsrede eröffnete: „Ich sehe drei Linien für Nachhaltigkeit in der beruflichen Weiterbildung: Erstens steigen die Anforderungen der Berufswelt durch den raschen Wandel in der digitalen Transformation. Zweitens macht es die Demographie notwendig, die Beschäftigten weiterzuentwickeln und drittens nehmen die Hochschulen mit der dritten Mission hier eine neue Rolle im System ein."

Was die Belegschaft lernt, bestimmt den Erfolg von morgen
Es kann als eine Folge der Digitalen Transformation der letzten vierzig Jahre angesehen werden, dass sich die einzelnen Arbeitnehmer nicht mehr auf ihren erlernten Berufen ein Leben lang verlassen können. Heutzutage gilt vielmehr die Devise: Was die Belegschaft kann, bestimmt den Erfolg von heute. Was die Belegschaft lernt, bestimmt den Erfolg von morgen. Prof. Dr. Georg-Rainer Hofmann blickt positiv in die Zukunft: „Aktuell sehen wir eine neue Debatte zur Humanisierung der Arbeitswelt, in der gerechter Lohn, Arbeitszeit, und vor allem physische und psychische Gesundheit neu verhandelt und diskutiert werden. Ein entscheidender Punkt hierbei ist, dass wir gemeinsame Interessen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sehen. Dazu gehört die Erhaltung der Qualifikation durch eine lebenslange, individuelle Weiterbildung.“ 

Nachhaltigkeit und Beruflichkeit durch Partizipation und Mitbestimmung stärken
Die Vertreter der IG Metall Aschaffenburg, Percy Scheidler, und des DGB, Björn Wortmann, griffen das auf. Die IG Metall als die größte Einzelgewerkschaft der Welt beschäftigt sich sehr intensiv mit der Frage nach einer gerechten und mitbestimmten Transformation in Unternehmen und nachhaltigem Mehrwert für Beschäftigung und Wertschöpfung. Denn eines steht für sie fest: Ein Arbeitsplatz, der verloren gehe, könne nicht digital transformiert werden und stifte keinen Nutzen mehr. Daher sei der Ansatz mit Innovation und Investition auf der einen und Weiterbildung und Qualifizierung auf der anderen Seite ein Schlüsselfaktor, mit welchem man den Transformationsprozess gestalten sollte und mit welchem insbesondere die Beschäftigung gesichert werde. 

Höchste Anforderungen an Fachkräfte als Herausforderung für das Recruiting 
Aus Sicht von Lucia Falkenberg, Chief People Officer des eco – Verbandes der Internetwirtschaft e.V. und des Internetknotens DE-CIX AG in Frankfurt am Main, die die Arbeitgeberseite vertritt, erschweren die hohen Ansprüche an umfangreiche Fähigkeiten und Kenntnisse des Personals die Suche nach geeigneten Fachkräften. Vielmehr müsse man die Anforderungen auf die konkrete Tätigkeit herunterbrechen und bei Bedarf die Möglichkeit zur Nachqualifizierung bieten. Auch sei bei den Mitarbeitenden das Bewusstsein dafür wichtig, dass Wissen im digitalen Zeitalter extrem schnell veraltet und immer wieder auf den aktuellen Stand gebracht werden müsse.

Ganzheitlicher Ansatz in Bezug auf die Weiterbildungskultur wichtig
Trotz der vielen Perspektiven, aus denen das Thema „New Work“ bei dem diesjährigen Fachgespräch betrachtet wurde, waren sich abschließend alle einig: Gerade was die Weiterbildungskultur betrifft, braucht es einen gesamtheitlichen Ansatz. „In diesem Zusammenhang ist die Frage spannend, wie die Willensbildung der Mitarbeiter zur Weiterbildung gefördert werden kann – was vor allem eine Frage der Motivation ist“, so Professor Hofmann. „Sowohl Weiterbildungsbeauftragte, als auch Markttransparenz in der Weiterbildung – aber auch die Betrachtung der Weiterbildung als vierte Säule des Bildungswesens können diesen nachhaltigen Prozess sicherlich sehr gut dabei unterstützend begleiten.“