Im letzten Blog-Beitrag haben wir uns damit beschäftigt, warum die Agile Organisation eine mögliche und erfolgversprechende Herangehensweise an die - durch sich schnell ändernde Rahmenbedingungen - unsicher gewordene Welt sein kann. Heute wollen wir uns die grundlegenden Erfolgsfaktoren des Agilen Mindsets genauer anschauen.
Einstellung zu Agilität entscheidet
In einer Agilen Organisation sind nicht nur die (Software-) Entwicklungsabteilungen agil aufgestellt, betroffen von der Transformation sind viele Unternehmensbereiche oder sogar ganze Unternehmen. Häufig wird dabei nur der Bereich der Methoden, Techniken und Tools betrachtet. Aber für den Erfolg einer agilen Organisation ist die allgemeine Haltung der Unternehmensspitze und aller Mitarbeitenden ausschlaggebend. Werte und Prinzipien sind die Basis und müssen erarbeitet und vorgelebt werden.
Erster Schritt: Werte festlegen
Bekannt geworden ist das agile Manifest in der Softwareentwicklung nachzulesen unter anderem hier. Überträgt man dieses auf Organisationen, könnten die Werte einer agilen Organisation neu formuliert werden:
• Gelebte Werte sind wichtiger als Organisationsanweisungen
• Vertrauen und Verantwortung sind wichtiger als Planung und Kontrolle
• Verhaltenssteuerung ist wichtiger als Zielsteuerung
• Augenkontakt ist wichtiger als „Mailkontakt“
Diese Werte bedeuten für viele patriarchalisch geleitete Unternehmen einen grundlegenden Richtungswechsel der Unternehmens- und Führungskultur. Von der Einstellung „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ müssen sich Führungskräfte ein Stück weit verabschieden. Hier gilt es einen sinnvollen Mittelweg zu finden, denn „wichtiger als“ heißt nicht, dass die als weniger wichtig formulierten Merkmale völlig vernachlässigt werden dürfen. Es heißt lediglich, dass die wichtigeren Aspekte im Zweifelsfall Vorrang haben. Interessant ist auch der Aspekt mit dem Augenkontakt. Die Erfahrung zeigt, dass das persönliche Gespräch oder zumindest das Telefonat schnellere und klarere Entscheidungen schafft als ein Ping-Pong-Spiel an E-Mails. Lebendige Kommunikation ist ein zentrales Element Agilen Arbeitens.
Für den Erfolg agiler Organisationen ist auch die Einhaltung agiler Prinzipien wichtig. Dazu gehört, dass der Kunde im Fokus steht und die Offenheit für Veränderungen. Ebenso die Einsicht, dass selbstorgansierte Teams effektiver arbeiten und Vertrauen und gegenseitige Unterstützung zu besseren Ergebnissen führen.
Was ist an Fehlern eigentlich gut?
Häufig wird im Zusammenhang mit Agilen Organisationen auch die Fehlerkultur thematisiert. Klar ist, dass sich Menschen zu ihren begangenen Fehlern bekennen müssen, denn nur so können sie und andere im Team auch daraus lernen. Unsere schnelllebige Welt lebt von neuen Ideen und großartigen Adaptionen dieser Ideen auf neue Bereiche. In einem Klima, in welchem Fehler bestraft werden und schnell ein Schuldiger benannt ist, kann keine große Idee entstehen, denn diese sind zwangsläufig immer mit dem Risiko des Scheiterns behaftet. Hier passt ein Zitat von Thomas Alva Edison: „Ich bin nicht entmutigt, weil jeder als falsch verworfene Versuch ein weiterer Schritt vorwärts ist.“ Edison ist das Paradebeispiel für fehlerhafte Versuche und Vorbild für viele Innovatoren. Lesen Sie hierzu auch einen Beitrag auf business-wissen.de.
In der agilen Methode SCRUM gibt es zum Beispiel die Anregung, eine Ehrung oder Feier für den Fehler des Monats zu veranstalten. So gibt es bei der Charité in Berlin die „Wahl des Fehlers des Monats“ Ziel ist es, Lerneffekte zu provozieren und die Community der Ärzte und Pfleger zu sensibilisieren.
Fazit: Agiles Arbeiten braucht nicht nur agile Methoden. Grundlegend für die Lösung dynamischer Probleme ist das in der Organisation gelebte Mindset.
Ausblick: Lesen Sie im nächsten Blogeintrag, wo die Unterschiede zwischen agilem und klassischem Projektmanagement liegen.
Ein Beitrag von Katja Leimeister