Ringvorlesung Nachhaltigkeit

vom 19.10.2020 bis 11.01.2021

Die öffentliche Ringvorlesung für Interessierte aus der regionalen Wirtschaft und Verwaltung sowie für die Studierenden der TH Aschaffenburg erlaubte praxisnahe Einblicke und stellte das Thema Nachhaltigkeit in seinen vielfältigen Facetten und Zielkonflikten vor.

 

Fast alle Bereiche der Gesellschaft, der Wirtschaft und Verwaltung
sind von Funktionen und Prozessen durchdrungen, nach deren Nachhaltigkeit gefragt wird.

Präsentationen zum Download

Die Präsentationen aller Referierenden liegen auf unserer Lernplattform für Sie zum Download bereit. 



Die einzelnen Themen und Termine der Ringvorlesung:

19. Oktober 2020

GRUNDLAGEN UND DEFINITION
Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, TH Aschaffenburg

 

Wie stellt sich die bisherige Entwicklung und die aktuelle Bedeutung des Begriffs der „Nachhaltigkeit“ in diversen Philosophien und Ethiken dar? Was sind heutige Phänomene in der Debatte um die Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Politik? Welche Aspekte sitzen in populistischen Fallen zwischen Likes und Shitstorms? Wie kann eine Ethik der Nachhaltigkeit gefunden und glaubhaft kommuniziert werden? Wie lässt sich der offenbare Zielkonflikt zwischen ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit managen? 


26. Oktober 2020

WEGE IN EINE NACHHALTIGE ENERGIEZUKUNFT
Prof. Dr. Konrad Mußenbrock, TH Aschaffenburg

 

Die Verbrennung von fossilen Energieträgern geriet als einer der ersten industriellen Prozesse in die Kritik der Nachhaltigkeitsbefürworter. Im Jahr 1975 erschien das Buch Ein Planet wird geplündert von Herbert Gruhl, in welchem die Perspektivlosigkeit – auf längere Sicht – der Nutzung der fossilen Energieträger dargelegt worden ist. Wie stellt sich die Lage heute dar? Was ist der Stand der Nutzung „Erneuerbarer Energien“ – und was sind die Aussichten eines weiteren Ausbaus?


2. November 2020

NACHHALTIGER KONSUM – UND VERZICHT
Prof. Dr. Ruben Zimmermann, Universität Mainz

 

Konsumenten orientieren sich an „Nachhaltigkeit“, und der Markt übt kundenseitig Druck aus. Das glaubwürdige Darstellen einer Nachhaltigkeitsethik ist ein wichtiger Akzeptanzfaktor für Produkte und Dienstleistungen. Es wird nach nachhaltigen Lieferketten und nach ressourcenschonenden Produkten gefragt. Viele Konsumenten sind bereit, gegen die Ausbeutung von Tieren oder sonstigen Ressourcen und für ein nachhaltiges Wirtschaften auch aktiv Verzicht in der Form einer „modernen Askese“ zu üben, und vormalige Vorlieben zu überwinden – der Markt reagiert mit dem Angebot expliziter „Verzichtsprodukte“.


9. November 2020

NACHHALTIGER STATIONÄRER HANDEL
Tobias Jung, Mainteam GmbH, Aschaffenburg

 

Der Internet- und Paketdienst-basierte Online Handel boomt seit einigen Jahren. Der stationäre Handel besinnt sich seiner Vorteile – einer davon ist die Möglichkeit der Reduktion von Verpackungen und insbesondere die Vermeidung die leidigen (Plastik-) Verpackungsabfalls. Nachhaltig verpacken – es muss nicht immer Plastik sein und manchmal geht´s auch ohne. Welche Erfahrungen konnten bislang gewonnen werden, wie steht es um die Akzeptanz seitens der Verbraucher?


16. November 2020

BESCHÄFTIGUNG – GEHT UNS DIE ARBEIT AUS?
Stephan Parkan, 2. Bevollmächtigter der IG Metall Aschaffenburg

 

Die Transformation mit einer sozialen Nachhaltigkeit fragt nach einer möglichst konstanten und qualifizierten Vollbeschäftigung – mit einem hinreichenden und zufriedenstellenden Einkommen für alle Berufstätigen und Zukunftsperspektive. Wandel gab es immer. Die Gewerkschaften haben es am Ende immer verstanden, ihn fair zu gestalten. Die Entstehung des Industriekapitalismus war eine Transformation, die Entstehung von Massenproduktion war eine solche und jetzt sind wir wieder an einer Schwelle, an der sich unsere Art zu wirtschaften grundlegend ändert. Wie lässt sich eine nachhaltige Personalentwicklung und Weiterbildung gestalten? Wie wird Beschäftigung erhalten und weiter ausgebaut? Finden sich weiterhin genug Fachkräfte – oder geht uns nach Maßgabe weiteren Maschineneinsatzes irgendwann die Arbeit aus? Was bedeutet dies für den sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft?


23. November 2020

DIGITALISIERUNG UND NACHHALTIGKEIT
Alexander Rabe, eco e.V. – Inger Paus,  Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation

 

Von Digitalisierung sind alle Unternehmen und Privatpersonen betroffen: Doch wie nachhaltig ist sie? Muss über das Recycling von Elektronik neu nachgedacht werden? Muss die Verfügbarkeit von Netz- und Rechenleistung im privaten Bereich neu verteilt werden? Müssen Ressourcendebatten – vergleichbar denen in der Automobilindustrie (Kraftstoffverbrauch, Recycling, Nutzung der öffentlichen Straßen) – geführt werden?


30. November 2020

NACHHALTIGER TOURISMUS
Prof. Dr. Julia Peters, Hochschule Kempten

 

„Verreisen! Oder lieber doch nicht? Tourismus für Nachhaltigkeit.“ Studien u.a. des Ifo Instituts belegen, was angenommen werden konnte: Corona trifft die Reisebranche besonders hart! Fernreisen sind quasi zum Erliegen gekommen, Reisewarnungen setzen touristische Planungen ad absurdum, Xenophobie greift um sich. Der Erholungsbedarf bleibt jedoch gleich – ein Revival der Nahziele ist zu beobachten. Doch ist das jetzt dieser „nachhaltige Tourismus“, der seit langem gefordert wird? Es werden Erholungseffekte der Natur (z.B. reineres Meereswasser, geringere Emissionen) ebenso wie Übernutzungsphänomene inländischer Naturziele (wie Ameisenstraßen ziehen sich die Massen der Corona-gestressten Wanderer die beliebtesten Höhenzüge hoch…) und v.a. ökonomische Herausforderungen der Unternutzung touristischer Infrastruktur in den typischen Destinationen (Thailand! Italien! Türkei!) gemeldet. Wie erklärt sich diese Entwicklung? Und was soll man aus ihr machen? Hintergründe und mögliche Entwicklungsperspektiven eines Tourismus für Nachhaltigkeit sollen in dieser Veranstaltung erarbeitet werden.


7. Dezember  2020

DIE DEMOGRAPHISCHE ENTWICKLUNG – SOZIALTRANSFERS, PFLEGENOTSTAND UND TECHNOLOGISCHE LÖSUNGEN
Dr. Bettina Horster, Vivai AG, Dortmund

 

Seit einigen Generationen laufen die demographische Entwicklung, die Situation der Pflegenden und die Kosten für die Kommunen in Deutschland aus dem Ruder – was tut die Politik? Können wir uns die caritative Versorgung der gesamten Bevölkerung auf einem hohen Niveau leisten? Sind neue Konzepte und Smarte Technologien gefragt, um die Lebenssituation der zunehmend alternden Bevölkerung bewältigen zu können?


14. Dezember 2020

NACHHALTIGE GESTALTUNG VON IMMOBILIEN
Prof. Dr. Holger Paschedag & Prof. Anka Kleinke, TH Aschaffenburg

 

Die Gestaltung von Wohn-, Arbeits- und Produktionsstätten fragt nach der Nachhaltigkeit der geschaffenen Objekte. Wie lange sind diese nutzbar? Wie werden sie geheizt, wie mit Energie versorgt? Wie können Aspekte des weiteren Ausbaus der Erneuerbaren Energien auf individuelle Gebäude abgebildet werden? – Welchen Einfluss haben Gebäude auf die globale CO2-Bilanz?


21. Dezember 2020

RECYCLING-TECHNOLOGIEN FÜR EINE EFFIZIENTE KREISLAUFWIRTSCHAFT
Prof. Dr. Anke Weidenkaff, TU Darmstadt / Fraunhofer IWKS Hanau Alzenau

 

Mit dem Kreislaufwirtschaftsgesetz, das Mitte der 1990-er Jahre verabschiedet wurde, war Nachhaltigkeit definitiv als ein Geschäftsmodell etabliert. Das gewerbliche Einsammeln von Metallen und anderen Rohstoffen zu deren Aufbereitung und Wiederverwendung ist seitdem von der traditionellen Abfall- und Müllentsorgung entkoppelt. Welche Erfolgsgeschichten hat die Branche seit den letzten 25 Jahren geschrieben? Welche Perspektiven bestehen, haben wir noch Reserven, kann das Recycling von Rohstoffen weiter ausgebaut werden, um unser Wirtschaften nachhaltiger zu machen?


11. Januar 2021

ÖKONOMISCHE KRISE UND NACHHALTIGKEIT
Prof. Dr. Carsten Reuter, Prof Dr. Erich Ruppert, TH Aschaffenburg

 

Die globale und nationale Wirtschaft hatte in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von Krisen zu bewältigen: Anfang der 1970-er Jahre gab es eine Ölkrise, um die Jahrtausendwende platzte die Dot.com-Blase an den Börsen, vor ca. 12 Jahren die Finanzkrise rund um die Asset-backed-Securities, vor einigen Jahren Fokushima – heute sehen wir vor allem die Klimawandel- und die Corona-Krise. Krisen sind Chancen, eventuell sogar notwendig für neue Konzepte der Nachhaltigkeit? Welche Aspekte der Nachhaltigkeit sollten künftig jeweils eine besondere Aufmerksamkeit erlangen?