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"Weiter so!" oder "Weiter so?"

 Teil 1 der Ringvorlesung „Nachhaltigkeit“: „Grundlagen und Definition“ (Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann)

 

Ein Beitrag von Katja Leimeister und Joachim Schmitt 

 

Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann bestritt den Einführungsvortrag zur 11-teiligen Ringvorlesung zum Thema der Nachhaltigkeit. Ziel seines etwa einstündigen Vortrags war es, Aufmerksamkeit auf unterschiedliche Aspekt der Nachhaltigkeit zu lenken und diskursive Impulse in den Raum zu stellen.

 

„Weiter so!“ oder „Weiter so?“ Das Satzzeichen kann hier durchaus zu Meinungsverschiedenheiten führen. Glaubt man beispielsweise einigen derzeit amtierenden Regierungsverantwortlichen, wie etwa dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump, ist es eindeutig ein Ausrufezeichen. Sein Aufruf an die Menschheit: Man kann schier unerschöpflichen Ressourcen der Welt ruhig weiter nutzen, Hauptsache die Wirtschaft wächst möglichst unbegrenzt. Anders sehen dies natürlich nicht nur Schüler*innen in der ganzen Welt – angeführt von Greta Thunberg – sondern auch Wissenschaftler*innen und Politiker*innen, die für die Überzeugungen eintreten, dass grenzenloses Wachstum bereits heute und zunehmend zu weltumspannenden Problemen, wie dem globalen Klimawandel führt. Dass es „so“ nicht weitergehen kann, diese Ansicht hat sich in vielen Gesellschaften auf allen Kontinenten dieser Erde – wenn auch mit teilweise sehr unterschiedlicher Begründung und Motivation – inzwischen durchgesetzt. Denn Revolutionen und militärische Konflikte, Naturkatastrophen, technische Unglücke und wirtschaftliche Krisen zeigen deutlich, was die Denke des „Höher – schneller – weiter“ anrichten kann. Doch wenn es „so“ nicht weitergeht – „wie“ genau soll es denn dann weitergehen?

 

Hier ist es interessant, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen… In der Antike waren viele Rohstoffe im Überfluss vorhanden. Dass sie einmal knapp werden oder Umweltschäden verursachen könnten, konnte man sich kaum vorstellen. Dass aber die intensive Rodung von Wäldern im Mittelmeerraum noch heute zur Wüstenbildung beiträgt, ist heute eine unbestrittene Ursünde der Antike.

 

In der älteren  Menschheitsgeschichte hat die Nachhaltigkeit zunächst keine große Rolle gespielt. Die großen Energie- und Ressourcenverbräuche und damit verbundene Umweltschäden kamen erst mit der Industrialisierung. Dennoch haben sich Philosophen seit jeher und speziell in der Neuzeit mit dem Fortbestand der Welt beschäftigt.  

 

Zurück zur Gegenwart. Es ist eine Herausforderung für unsere konsumgetriebene Gesellschaft eine Situation herbeizuführen, in der unser Handeln einen Ausgleich zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt schafft. Doch gerade dieser Ausgleich sei in der Regel nicht erreichbar, konstatiert Hofmann in seinem Vortrag. So brüsteten sich „Umweltschützer“ mit der Aussage, sie benutzten ja ein E-Auto. Dabei bedenken sie nicht, dass zwar kein CO2 vor Ort durch ihre Fahrten in die Luft emittiert wird, für den Abbau der benötigten Rohstoffe sehr wohl aber knappe Ressourcen geplündert und gar Kinderarbeit in Bergwerken in Kauf genommen werden. Hier zeigt sich, dass Nachhaltigkeit auch immer im Kontext des geographischen Horizonts zu betrachten ist. Sprich: Wieviel Schmutz verursacht unsere Sauberkeit anderswo auf der Welt? Aber auch der zeitliche Horizont ist zu beachten. Wenn nachwachsende Ressourcen wie Wälder über einen gegebenen Zeitraum gerodet würden, sei dies nur solange nachhaltig, wie in der gleichen Zeit auch Wälder nachwachsen können. Ansonsten nimmt zunächst der Vorrat ab, irgendwann ist dann – logischerweise – die Ressource aufgebraucht. Es stellt sich dann die Frage nach dem richtigen Maß. 

Nachhaltiges Handeln im Spannungsfeld von Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft.

 

Generell sei immer eine ganzheitliche Betrachtung von Auswirkungen auf Ökologie, Ökonomie und Gesellschaft zur Bewertung von Nachhaltigkeit von Nöten, sagt Hofmann.

 

Das Abrahamitische „macht Euch die Erde untertan“ und „herrscht über die Tiere“ setzt immer das Ideal des „weisen orientalischen Herrschers“ voraus. In diesem Sinne soll der Mensch über die Erde herrschen und sie klug verwalten: „Wehe dem Land, dessen König kindisch ist“ – Prediger, Kap. 10, Vers 16. 

Präsentation zum Download

 

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