Ethik und Akzeptanz

Fachgespräch am 25. Februar 2021, 13:00 - 17:00 Uhr

Jeder technische Fortschritt – nicht nur in der Informatik – bringt notwendigerweise die Frage nach der Akzeptanz der entwickelten Technologien, Systeme und Verfahren mit sich. Ohne eine Akzeptanz der angebotenen Produkte und Dienstleistungen läuft der technische Fortschritt ins Leere und erbringt keinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Nutzen.

 

Aktive Akzeptanz ist der Erwerb und die Nutzung eines bestimmten Produkts und die Bereitschaft, auch den entsprechenden Preis zu zahlen. Passive Akzeptanz hingegen bedeutet eine Toleranz oder Duldung der aktiven Akzeptanz anderer, eventuell gegen eine entsprechende Entschädigung für die Duldung. Die Nutzung wird durch unbeteiligte Dritte, wie Regierung und Verwaltung, Verbände, Verbraucherschützer, toleriert. In der gesellschaftlich-politischen Debatte hat die passive Akzeptanz einen sehr hohen Stellenwert.

  

Im Fachgespräch soll gefragt werden, welche spezifischen Akzeptanz-Aspekte Ethik heute bereits aufgreifen kann. Wo und wie werden einst nur „Soft Factors“ der Ethik nun auch ökonomisch relevant? Wo wird die abstrakte Diskussion um „Vertrauen“, „Verantwortung“, „Nachhaltigkeit“, „soziales Verhalten“, etc. ökonomisch-konkret, wenn es um die Akzeptanz von Technologien, Produkten und Dienstleistungen geht? Lassen sich Handlungslinien zur Verbesserung der Akzeptanz identifizieren?

Mitveranstalter

Fachgruppe Software- und Service-Markt (SWSM) der Gesellschaft für Informatik e.V.


Programm

13:00 Einlass in ZOOM

 

13:10  

Begrüßung und Einführung – Ethik und Akzeptanz

Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann,  Information Management Institut IMI, TH Aschaffenburg

Akzeptanz stützt sich auf drei Faktoren. Zum einen den Nutzwert, wie Funktionalität und statistisch messbare Zuverlässigkeit, auch die Sicherheit der Produkte.  Zum zweiten das Vertrauen in die Anbieter einer Ware. Vertrauen reduziert die Komplexität des sozio-ökonomischen Kontextes und kann Nichtwissen bezüglich der Funktionalität und der Zuverlässigkeit der Ware ausgleichen. Zum dritten eine gesellschaftlich-ethische Komponente. Das bedeutet, dass der Erwerb und Gebrauch einer Ware oder die Inanspruchnahme einer Dienstleistung als eine ethisch „vertretbare“ – gute und richtige – Handlung gewertet werden kann.

 

13:40 

Der unsichtbare Faktor: Computer, Roboter und andere Frauen*

Dr. Stefan Ullrich, Forschungsgruppenleiter am Weizenbaum-Instituts e.V., Berlin, Mitglied der Sachverständigenkommission für den Dritten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung,  Stellv. Sprecher der FG „Informatik und Ethik“ der Gesellschaft für Informatik e.V. 

Ob es um das erste Computerprogramm der Menschheit geht oder um die Hardware wie Ferritkernspeicher und ARM-Prozessor: Es waren und sind Frauen*, die die Informatik geprägt haben und prägen. Auch das Wort Computer war seit dem 17. Jahrhundert eine Bezeichnung für eine Person, die Berechnungen durchführt, und bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren es vor allem Frauen*, die diesem Beruf nachgingen. Der Vortrag wählt drei Miniaturen aus, die auf grundlegende ethische Fragen und moralische Probleme der algorithmisierten Gesellschaft zeigen, die wesentlich mit dem Geschlecht zusammenhängen.

 

Antagonistischer Widerspruch? Digitalethik als kommerzielle Beratungsleistung

Otto Obert, Geschäftsführer Main DigitalEthiker GmbH, Karlstadt am Main, Leitungsgremiumsmitglied der FG „Informatik und Ethik“ der Gesellschaft für Informatik e.V.

Amerika und Bier, das sind zwei Dinge, die sich ausschließen. Ganz klar, zumindest nach unserem Verständnis des deutschen Reinheitsgebotes. Aber schließt sich auch Beratungsleistung im Umfeld der Digitalethik aus, die nicht im Ehrenamt erfolgt? Fragen wie „Ist die Art der Motivation für ein und dasselbe ethische Handeln relevant?“ schließen sich an, auf die wir Antworten finden wollen…

 

14:40  Dezentrale Kaffeepause

 

15:00

Die Ethikfalle der KI

Ulrich Wilmsmann, Atos Information Technology GmbH

Der Vortrag zeigt an vielen Projektbeispielen aus unterschiedlichen Lebensbereichen, wie die Ethik zum wichtigen Entscheidungs- und Risikokriterium in KI lastigen Projekten wird. Insbesondere werden Einsatzgebiete beleuchtet, die aufgrund ihrer Komplexität nur schwer mit Gesetzen geregelt werden können. Es gibt einen Ausblick, wie neue Technologien unser tägliches Leben ändern werden, was zwangsläufig auch einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Daten bedeutet. Das Ergebnis einer wissenschaftlichen Ausarbeitung der Universität Witten-Herdecke zum Thema „Ethik Riskmanagement“ rundet das Thema ab.

 

- angefragt - 

Akzeptanzfaktoren Privacy und Security

Prof. Dr. Dominik Herrmann, Lehrstuhl Privatsphäre und Sicherheit in Informationssystemen, Otto-Friedrich-Universität Bamberg

        

16:00

virtuelle Podiumsdiskussion mit den Referenten und weiteren Teilnehmern

 

ca. 17:00 - Ende der Veranstaltung