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Ringvorlesung "E-Mobilität als ein Ausweg aus der Krise"

Beitrag von Meike Schumacher zum Vortrag von Alexander Junge, Mitglied des Vorstands der Aral AG, im Rahmen der Ringvorlesung „Krisen und Auswege“ am 19. Dezember 2022

 

Das weltweite Vorkommen fossiler Brennstoffe ist knapp und sinkt stetig. 70 % der THG-Emissionen kommen aus dem Transport, der Industrie und Energie. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten, müssen abertausende Unternehmen, Organisationen, Städte und Regionen ihren CO2-Fußabdruck bis 2050 drastisch verringern.

 

Alexander Junge zeigte in seinem Vortrag den ambitionierten Weg des BP-Konzerns (zu welchem Aral gehört) bis zum Jahr 2050 auf. Mit den Ambitionen zu „NetZero“ – also Netto Null – strebt BP das Ziel des Pariser Abkommens an, den Temperaturanstieg auf 1,5° C über der vorindustriellen Zeit zu beschränken.

 

Was steckt hinter NetZero?

NetZero bedeutet, dass die Nettoemissionen auf null reduziert werden müssen, um die globalen Temperaturen zu stabilisieren, denn jedes Szenario, das eine Reduktion von > 0 beinhaltet, könnte den Klimawandel nicht aufhalten. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die komplette Lieferkette betrachtet wird. Für BP bedeutet dies die Scope 1 + 2 Emissionen im gesamten Betrieb, die Scope 3 Emissionen in der Produktion - Upstream Öl & Gas sowie die Emissionen der gesamten Wertschöpfungskette im Bereich Sales (verkaufte Energieprodukte).

 

Um das zu erreichen, muss sich BP von einer internationalen Ölgesellschaft, die Ressourcen fördert hin zu einem integrierten Energieunternehmen entwickeln, das Lösungen für Kunden anbietet. Mit anderen Worten: Der Ölkonzern muss also wegkommen vom Öl! Zudem müssen auch die Kunden dazu gebracht werden, die Produkte emissionsfrei einsetzen.

 

Seit die Strategie im Jahr 2020 bekanntgegeben wurde, wurden die eigenen Ziele sogar noch einmal verschärft: Eigentlich sollten die Scope 1 + 2 Emissionen aus dem operativen Betrieb bis 2030 um 30 bis 35 % gesenkt werden. Dies wurde auf eine Senkung von 50 % bis zum Jahr 2030 angepasst. Die Netto-Emissionen des gesamten Lebenszyklus aller von BP verkauften Energieprodukte sollte ursprünglich um die Hälfte bis zum Jahr 2050 reduziert werden. Dies wurde nun auf das Ziel „Null Emissionen bis 2050“ korrigiert. Darüber hinaus wurde festgelegt, dass die CO2-Intensität dieser Produkte bis 2030 um 15 bis 20 % im Vergleich zum Jahr 2019 reduziert werden sollen.

BP setzt sich für weitere regulierende Gesetze ein, um den Ausstoß von CO2 branchenübergreifend zu mindern. „Wenn die Gesetzen verschärft werden, setzt man sich für Fairness für alle Marktteilnehmer ein“, so Alexander Junge.

 

Wie kann die Elektrifizierung dazu beitragen?

In der Elektrifizierung des Straßenverkehrs wird ein wichtiger Baustein zur Erreichung der Klimaziele gesehen. In den nächsten 20 Jahren wird zunächst ein Mix aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, mit Brennstoffzellen und batterie-elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf den Straßen zu finden sein. Solange es Verbrennungsmotoren gibt, wird es auch flüssige Kraftstoffe geben müssen. Hierfür sollen verstärkt Biokraftstoffe zum Einsatz kommen.

 

Um die Elektrifizierung des Verkehrs attraktiv zu gestalten, wird in Deutschland der Aufbau eines Ladenetzwerks vorangetrieben. Bis 2030 sollen global 100.000 Ladepunkte installiert sein, 2025 sollen bereits mehr als 25.000 Ladepunkte existieren (im Vergleich zu 11.000 heute). Zur Energiegewinnung setzt BP auf Offshore Windparks und die Gewinnung von Solarenergie in Südeuropa.

 

Der Fokus liegt auf der Kombination aus einer Asset based und Demand aggregator Strategie

Unter der Asset based Strategie versteht man den Aufbau eines wettbewerbsfähigen Netzwerks mit ultraschnellen Ladestationen. Der Wettbewerbsvorteil liegt darin, dass es über 2000 Aral Tankstellen in Deutschland gibt und damit viel Fläche für die Ladeinfrastruktur in verkehrsgünstiger Lage. Dazu werden weitere Grundstücke erworben. „Aral möchte diesen Markt mit aufbauen und ihm nicht hinterherlaufen“, erläutert Alexander Junge. Der BP-Konzern fokussiert sich auf den Ultra-Schnellen-Lademarkt.

 

Das Ganze wird kombiniert mit einer Demand aggregator Strategie. Erreicht werden soll eine hohe Auslastung der Ladeinfrastruktur durch “Demand Aggregators” wie Flotten und Endkunden. Flotten spielen im ersten Schritt eine bedeutende Rolle, denn sie werden als erstes auf Elektromobilität umsteigen. Wenn sich Aral absatzseitig auf Flotten spezialisiert, wird sich die Auslastung der Ladesäulen schnell steigern lassen. Hardwareverkäufe an Flotten und Endkunden bringen zudem früh einen positiven Return on Investment. Das bestehende Fuel&Charge Kartenangebot für Gewerbekunden und die eMSP App Integration runden das Serviceangebot ab.

 

Es kommt darauf an, schnell, bequem und zuverlässig zu sein

Die Mission des Konzerns ist, das schnellste, bequemste und zuverlässigste end-to-end Ladeerlebnis zu realisieren. End-to-end bedeutet in der Regel, dass der Privatmensch an die Tankstelle kommen muss. Bei Elektroautofahrern ist das anders. Man kann zu Hause laden, wenn man eine Wallbox installiert. Viele nutzen auch die Möglichkeit auf der Arbeit zu laden. 80 % der Ladevorgänge finden zu Hause oder auf der Arbeit statt. Dies bedeutet für Aral: Man muss also zum Kunden gehen und ihm ein gutes Angebot machen.

Bei den genannten 80 % der Ladevorgänge bringen die Kunden Zeit mit – die verbleibenden 20 %, wenn auf einer längeren Strecke nachgeladen werden muss – machen jedoch den Unterschied. Hier möchte Aral das schnellste Ladeerlebnis realisieren, damit der Kunde eben zu Aral und nicht zur Konkurrenz geht.

 

Viele Elektroautofahrer haben es schon erlebt: Wenn die Ladesäule angefahren wird, ist sie häufig gerade außer Betrieb. Hier möchte Aral punkten und das zuverlässigste Netz in Deutschland bereitstellen. Bereits heute liegt die Zuverlässigkeit bei 99,5 %.

Um mehr Bequemlichkeit zu erreichen, wird das Laden dort angeboten wird, wo man die Zeit sinnvoll verbringen kann, wo es sicher und gut beleuchtet ist und man eine Toilette, etwas zu essen und zu trinken vorfindet. Das Personal vor Ort soll zudem so weit trainiert werden, dass es Fragen zum Laden beantworten kann.

 

Neben Privatpersonen und Gewerbekunden werden auch Städte und Gemeinden mit den E-Mobilitätsprodukten adressiert, so dass zur Dekarbonisierung von Privathaushalten, dem Logistiksektor und der Industrie beigetragen wird. Denn: Nur mit einem ganzheitlichen Ansatz kann die Mission NetZero erreicht werden!