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Hybride Veranstaltung Teil 1: Das „Making Of“ für ein anspruchsvolles Format

Die Learning Journey durch ein komplexes System

 In der Digitalen Welt klingt es nicht sonderlich anspruchsvoll, eine Videokonferenz in eine Veranstaltung mit Publikum zu integrieren. Für eine kleine Gruppe von Personen lässt sich das über vollintegrierte Freisprechsysteme gut realisieren. Anders in einem Saal mit eigenständigem System für Video, Audio und Präsentation. Tatsächlich wirken hier mehrere Lagen von Hard- und Software ineinander, die noch dazu mit der analogen Animation und Beschallung harmonieren müssen. „Anspruchsvoll, aber machbar,“ war unsere Devise und los ging´s mit einer Reise ins Land der digitalen Möglichkeiten. Was als kurzer Sprint gedacht war, wurde zu einer Learning Journey mit interessanten Möglichkeiten - und mit mächtig in Erinnerung gebliebenen Problemzonen. Im ersten Beitrag zu diesem Thema erklären wir den Systemaufbau. In weiteren Folgen erzählen wir nicht von Pleiten, aber wohl von Pech und Pannen – und wie wir sie gelöst haben.

 

Veranstaltungen mit Präsenz- und Online-Beteiligung

An dieser Stelle geht es nun um die Gestaltung des hybriden Veranstaltungsformates. Dieser Begriff hat sich für den Anspruch etabliert, die Gleichzeitigkeit von Präsenz-Teilnahme und Online-Beteiligung zu ermöglichen. Ziel ist, eine Vortrags- und Diskussionssituation so zu gestalten, in der Teilnehmende im Raum und über das Internet gleichermaßen und simultan hören und sehen, sowie idealerweise auch Wortmeldungen abgeben können.

 

Weil die Teilnehmerzahlen für Präsenzveranstaltungen stark eingeschränkt wurden bzw. viele Interessierte sich bevorzugt aus Distanz beteiligen, ist die schnelle Ausbreitung dieses Formates einerseits den aktuellen Corona-Bedingungen geschuldet. Zugleich ist es eine organische Entwicklung, wie sie sich in der vernetzten Digitalen Welt ergibt, weil Menschen unabhängig vom Ort miteinander arbeiten, spielen und eben auch lernen.

 

In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Infrastruktur als auch die Technologie für derartige Formate am Markt abrufbar und verfügbar ist. Zugleich hält die konkrete Integration unterschiedlichster Hard- und Software in eine Echtzeit-Situation, doch einige Fallstricke bereit, die man niemandem wünschen muss. Der Stresspegel ist erheblich, wenn sich nach Beginn des Vortrages herausstellt, dass die Teilnehmenden „da draußen“ nichts hören, die Situation aber nur auf Kosten der Saalbeschallung zu beheben ist. Es ist auch nicht schön, wenn die Präsentation plötzlich hängt oder die Teilnehmerfragen nicht auszulesen sind. Natürlich ist es gut, wenn im Raum ein dynamischer Dialog zwischen Referent/in und Publikum entsteht – aber was hilft das, wenn dieser nicht in Mikrofone gesprochen wird und die Teilnehmenden im Netz damit außen vor sind. Alles schon erlebt – und deshalb hier nun eine kleine Reise durch den Technikparcour „hybride Veranstaltung“:

 


Die Arena für Präsenz-Teilnehmer

 

Die Aula der TH-Aschaffenburg ist grundsätzlich ein Veranstaltungsraum für bis zu 150 Personen – Corona-konform sind es immerhin noch 43 Teilnehmersitzplätze. Die Bühne ist weitläufig und bietet auch unter Corona-Bedingungen, Platz für bis zu 3 Akteure, die mit einem Standmikrofon (Referent) sowie zwei Funkmikrofonen ausgestattet sind.

 

Dem Anspruch entsprechend ist die Präsentation über PC, Beamer und Leinwand groß ausgelegt und eine fest installierte Lautsprecheranlage lässt sich über ein Terminal flexibel regeln. Eine digitale als auch analoge Technologie, die für Präsenzveranstaltungen gut eingespielt ist.

 


Videotechnik für die Onlineübertragung

Wir arbeiten hier mit einer externen HDMI-Filmkamera, deren Signal über einen Webpresenter so aufbereitet wird, dass es über USB (2.0 und höher) weiterverarbeitet werden kann. Das USB-Signal integriert Bild und Ton. Dieses Signal kann selektiv durch das EDV-System in das Videokonferenz-System integriert werden.

Bild: Webpresenter und HDMI-Kamera

Audiotechnik für Präsenz- und Onlineübertragung

Für die Veranstaltung verwenden wir ein Standmikrofon für die Referenten, sowie zwei Funkmikrofone für den Moderator und für Zweitreferenten.

 

Die fest installierte Audioanalage hat ein Mischpult mit 5 Eingängen und einem integrierten Ausgangssignal. Das Ausgangssignal wird einerseits analog in einen Verstärker eingespeist, der es auf die Lautsprechersystem im Saal überträgt. Andererseits wird es als digitales XLR-Signal ausgekoppelt und über einen USB-Wandler (2.0 und höher) für die digitale Weiterverarbeitung zur Verfügung gestellt.

 

Zwei Standard-EDV-Systeme

Für die Datenverarbeitung und Systemintegration werden zwei Computer eingesetzt. Einerseits der Desktop-PC mit Anschluss an den Beamer (Präsenz-Präsentation) und mit Lan-Anschluss (Online-Präsentation) für die Integration der Präsentation mit dem Video- und Audiosignal in die Videokonferenz.

 

Bild: Desktop und Laptop im Prallelbetrieb

 

Andererseits ein Laptop mit WLan für den begleitenden Kontakt zu den Teilnehmenden via Smartphone (Präsenz) und Videokonferenz (Online). Der Laptop hat eine eigene Kamera, damit sich auch der Publikumspate erkennbar machen kann.

 

Bild: Desktop und Laptop im Parallelbetrieb

 

 


Zwei Internetzugänge über Lan und WLan

Ein Desktop-PC für die Präsentation ist über Lan in das Netzwerk der Hochschule integriert und bietet ein großes Datenvolumen für den Stream ins Internet. Darüber hinaus bietet der Raum das offene BayernWLAN für externe Besucher sowie das Eduroam-Netz für Angehörige der Hochschule und damit für die Laptop-Integration an.

 

 

Die Präsentationssoftware

Die Hochschule bietet hier Microsoft Powerpoint oder den Acrobat Reader für Referentenpräsentationen an. Die Präsentationen sind auf dem Server der Hochschule hinterlegt und abrufbar.

 

 

Die Videokonferenz-Software

 

Im Rahmen der hier durchgeführten Veranstaltung wurde GotoWebinar als Systemprogramm eingesetzt. Die Lizenz ermöglicht die Beteiligung von bis zu 250 Teilnehmenden. Eine Besonderheit dieser Lösung ist, dass sich der Veranstaltungsraum für Organisatoren, Referenten und Moderatoren vorbereiten lässt, ohne dass Teilnehmende schon Zugang hätten. Zudem ist eine Zuschaltung von Kameras und Mikrofonen aus dem Teilnehmerkreis systemseitig ausgeschlossen, womit die Signallast begrenzt und die Übertragung zu den Teilnehmenden stabil gehalten wird. Bild: Screenshot GotoWebinar 


Beteiligungs-Tool

Die Online-Teilnehmer haben über GotoWebinar eine direkte Möglichkeit Fragen an den moderierenden Publikumspaten zu senden, auch Umfragen können durchgeführt werden. Unter den besonderen Bedingungen des Hygienekonzeptes wurde den Präsenzteilnehmenden ein Zugang zu einem Fragetool via Smartphone / WLan angeboten (slido.com). Auf diese Weise konnten Fragen und Anmerkungen ebenfalls schriftlich an den Publikumspaten übermittelt werden, ohne dass ein Publikumsmikro eingesetzt werden musste.

Bild: Screenshot Slido